Unsere Geschichte

Das Vereinshaus "im Kehr"

Vereinshaus an der Kehrstrasse in Langnau. Erbaut 1888.

1888 wurde in Langnau das „Vereinshaus Kehr“ gebaut. Bis dahin trafen sich die Täufer in bis zu 38 verschiedenen Bauernhäusern zu Gottesdiensten. Zentrum ist der Hof Raingut im Oberfrittenbach mit 70 Sitzplätzen in der Dreschtenne. Freiwillige „Laienbrüder“ leiten die Gemeinde und verkündigen Gottes Wort. 1943 wird erstmals ein Prediger mit Theologiestudium dafür angestellt. 1982 wird das Vereinshaus durch den Bau eines neuen Saales zum heutigen Gemeindezentrum der Alttäufergemeinde Emmental.

Hausversammlungen im Emmental

Biohof Moos bei Langnau i.E.

In Bauernhäusern wurde Sonntagschule angeboten: Moos, Tanne, Hauetershaus, Gohl-Kreuzbrücke, Gmünden, Moosegg, Brunnmatt, Gartegg, Badertschen... Einige dieser Sonntagschulen treffen sich noch heute, zum Teil an Wochentagen. In den Vereinshäusern Kehr (Langnau), Aebnit (Bowil) und Bomatt (Zollbrück) kamen Gruppen mit bis zu 100 Kindern zusammen. Täuferische Nächstenliebe zeigte sich auch in Fürsorge für Arme und Kranke. Laut einem alten „Rechnungsbuch“ wurden bereits 1823 in Kronen, Batzen und Kreuzern Gaben an Arme ausbezahlt. Man versuchte durch nachbarschaftliche soziale Dienste, Geldausleihen und Lebensmittelabgaben zu helfen, wo Not herrschte.

Gemeinschaft echt leben

Gemischter Chor Kehr , Langnau Juli 1924

Die Täufer lebten ihren Glauben hingebungsvoll. Männer und Frauen trafen sich zum Lesen in Gottes Wort und zum Beten. Oft konnten weder Verfolgung, Folterung noch Hinrichtung sie von ihrer Überzeugung abbringen. Auch ihre Lieder vermittelten vielen Menschen Zugang zur Gemeinde und festigten den Glauben. Chor-, Gemeinde- und Familiengesang wurden gepflegt. In der Langnauer Alttäufergemeinde gab es zeitweise fünf verschiedene Chöre.

Täufer im Berner Emmental

«Wiedertäufermandat» aus Bern vom 24. Mai 1714 (Staatsarchiv Bern, StABE Mc 56). 

Ab dem 16. Jahrhundert haben die Obrigkeiten Mandate gegen die Täufer veröffentlicht. Im abgebildeten Mandat wird mit Strafen wie «ewige» Haft oder lebenslängliche Verbannung auf Galeeren gedroht. Aber auch das blosse Dulden, Beherbergen oder Verstecken von Täuferinnen und Täufern wurde streng verboten.

Erst nach der französischen Revolution 1789 und dem Einmarsch der Franzosen in Bern legt sich in der „Helvetischen Republik“ die Verfolgung. In der Langnauer Kirche wird 1811 letztmals ein Säugling zwangsgetauft. Nach letzten „Täuferordnungen“ (1816: Kleidervorschriften für Täufer) und Auswanderungen von Täufergruppen (um 1820 nach Amerika) bringt die Bundesverfassung 1848 neue Rechte in Glaubens- und Lebensfragen. Ab 1874 herrscht in der Schweiz Glaubensfreiheit.

Verfolgung der Täufer

Zürcher Täuferin wird abgeführt 1637.

Die Obrigkeit empfindet dies als Auflehnung. Die Anhänger solcher Gemeinden werden bis ins 18. Jahrhundert hart verfolgt und vertrieben. In der Schweiz wird die Täuferbewegung fast völlig ausgelöscht. Trotzdem leben heute hunderttausende von Täufern auf allen Kontinenten der Erde.

In der Reformationszeit weichen städtische Täufer aufgrund der Verfolgung in schwer zugängliche Regionen wie das Emmental aus.

Ursprung der Täufergeschichte

Aus dem Film "Zwingli" von 2019 (Foto: C-Films AG)

Im Januar 1523 wird Zürich durch Ratsbeschluss evangelisch. Dem Reformator Huldrich Zwingli sind Gottes Wort, Bereitschaft zur Umkehr und das Geschenk der Vergebung durch Jesus Christus wichtig. Mit Hilfe der Stadtregierung treibt er diese reformatorische Einsicht in der Kirche vorsichtig voran. Einige Mitarbeiter sähen die Umsetzung gerne rascher. 1525 wird klar, dass Zwingli und die Obrigkeit diesen radikaleren Weg nicht befürworten. Seine ehemaligen Mitarbeiter bilden nun eine Gemeinschaft, die sich konsequent für die Wiederherstellung der christlichen Urkirche einsetzt, ihren Glauben unter anderem durch die Taufe Erwachsener bezeugt und als Richtschnur für Alltagsfragen nur die Autorität der Bibel anerkennt. So entstehen neben dem Staatskirchentum unabhängige Gemeinden, sogenannte Freikirchen.

Schweiz. Verein für Täufergeschichte

Ausstellung

PDF mit geschichtlichem Überblick

Täufertum erleben